Am 11.05.2023 sind wir nach Frankfurt am Main in die Kunsthalle SCHIRN gefahren, um dort die Ausstellung von Niki de Saint Phalle zu besuchen. Die Klassen M5/6, L5-7 und die R9 waren bei diesem Ausflug dabei.
Einige Schüler*innen waren zuvor schon einmal in Frankfurt gewesen, weil Verwandte dort wohnen oder weil sie auf dem Römer der Eintracht zugejubelt hatten. Für andere Schülerinnen war es ein Erlebnis, zum ersten Mal mit der U-Bahn zu fahren. Für die meisten war es der erste Besuch in einem Kunstmuseum.
In der U-Bahn-Station fielen uns bereits Werbeplakate für die Ausstellung auf. Als wir oben auf dem Römer ankamen, sahen wir das große pinke Plakat mit einer Nana, das uns den Weg zum Museum wies.
Die SCHIRN ist ein schönes modernes Gebäude, obwohl die Kunst, die darin gezeigt wird, eher alt ist: Niki de Saint Phalle fing mit ihren ersten Gemälden 1953 an, also vor 70 Jahren. Zuerst malte sie „ganz normale“ Bilder, doch das war ihr bald zu langweilig. 1961 begann sie mit ihren Schießbildern. Das sind Bilder, auf denen sie Spraydosen und Farbbeutel montiert hatte, die mit einer Gipsschicht überzogen wurden. Mit einem Gewehr schoss sie auf diese Bilder, sodass die Farbe aus den Behältern spritzte und über das weiße Bild lief.
Niki de Saint Phalle machte das, weil es ihr damals sehr schlecht ging: Sie war sehr wütend auf ihre Familie, vor allem auf ihren Vater. Ihre Schießaktionen waren für sie ein Weg, mit ihrer Wut umzugehen, ohne es an anderen Menschen auszulassen. Außerdem protestierte sie gegen die damaligen Verhältnisse in der Gesellschaft, in der Frauen viel weniger Rechte und Möglichkeiten hatten als Männer. Bei ihrer Performance trug sie einen weißen Ganzkörperanzug – ähnlich wie ein Astronaut, ein Rennfahrer oder ein Monteur. Damit wollte sie zeigen: Arbeiten, die Männer machen, können auch von Frauen ausgeführt werden.
Während ihrer Schießaktionen lieh sie auch immer wieder Zuschauer*innen das Gewehr, um diese schießen zu lassen. Das war ebenfalls neu in der Kunstwelt damals: Dass das Publikum miteinbezogen wurde. Dementsprechend sorgte Niki de Saint Phalle mit ihrer Kunst für sehr großes Aufsehen – auch bei unseren Schülerinnen: „Die krassen Schießbilder waren überraschend.“ (Lukas)
Die Schießaktionen halfen Niki de Saint Phalle dabei, ihre Wut zu verarbeiten. Die Gleichstellung der Frau beschäftigte die Künstlerin ihr ganzes Leben lang. Das konnten wir an ihren nächsten Kunstwerken sehen, die durch eine schwangere Freundin inspiriert wurden: Niki de Saint Phalle nannte ihre großen Frauenfiguren Nanas. Sie wirken trotz ihrer Größe leicht und beschwingt.
In der Ausstellung gab es eine Nana mit Flügeln und eine, die Kopfstand machte. Eine andere winkte oder tanzte. Wir sahen auch eine Black Nana. Diese hat vor allem Anna, Pia und Lema beeindruckt. Alle Nanas waren farbenfroh gestaltet, auf manchen waren wunderschöne Mosaike angebracht. Die Mosaiktechnik hat Niki auch für Bilder verwendet: Ähnlich wie Pablo Picasso lief sie mit offenen Augen durch die Straßen und sammelte vieles ein, das sie unterwegs fand. Diese – zum Teil kaputten – Fundstücke verwendete sie für ihre Arbeiten.
In der Ausstellung wurden auch die Modelle für ihre Spielhäuser gezeigt: Monster, in welche die Kinder hineingehen können und deren große Zunge ihnen als Rutsche dient.
In ihren letzten Lebensjahren setzte sich Niki de Saint Phalle mit dem Tod auseinander. Inspiriert durch das mexikanische Totenfest schuf sie große Totenköpfe, welche sie kunstvoll verzierte. In der SCHIRN sahen wir einen, der als Meditationsraum diente – wir Besucher*innen durften leider nicht hinein. Dieser Totenkopf war komplett mit Spiegelmosaik in verschiedenen Farben versehen. Dadurch sah er sehr edel aus und hat vielen Schülerinnen besonders gut gefallen.
Die Schüler*innen der Klasse M5/6 hatten drei Fragen an die Museumspädagogin vorbereitet. Das haben wir erfahren: Der Preis für eine Nana unterscheidet sich je nach Größe. Das Gleiche gilt für das Gewicht. Wir erfuhren, dass einige Nanas mit Hilfe eines Krans durch die Dachfenster ins Museum transportiert worden waren. Außerdem wollten wir wissen, was passiert, wenn Besucherinnen aus Versehen ein Kunstwerk beschädigen. In diesem Fall muss die jeweilige Person den Schaden ersetzen bzw. die eigene Haftpflichtversicherung.
Nach der Führung hielten wir uns noch eine Weile zwischen Niki de Saint Phalles Werken auf. Katharina fand die Lebensgeschichte von Niki de Saint Phalle interessant und wie sich ihre Kunst im Laufe der Jahre veränderte. Wir waren überrascht, dass nicht noch mehr Kunstwerke zu sehen waren – wir hatten uns die Ausstellung größer vorgestellt. Inzwischen waren die Räume mit vielen kunstinteressierten Menschen gefüllt. Wir verließen die knallig pinken Ausstellungsräume und strömten auf den Römer.
Hier ließen wir es uns bei Essen und Trinken gut gehen und kamen noch kurz in Kontakt mit einer taubblinden Frau und ihrem Dolmetscher. Es war schön, dass jüngere und ältere Schüler*innen gemeinsam unterwegs waren. Wir hatten eine gute Zeit.
Abschließend noch ein paar Aussagen der Schüler*innen zur Ausstellung:
Ich habe gelernt, dass Niki de Saint Phalle eine wirklich kreative Künstlerin war. (Enna)
Ich habe gelernt, wie die Künstlerin ihr Ding gemacht hat. (Lukas)
Gut war die Art, wie sie Feminismus macht, durch ihre Kunst. (Maxim)
Ich habe gelernt, dass die Frauen genauso viele Rechte haben wollen wie die Männer. (Semih)
Bericht: Frau Lindner
Wir danken unseren Kunstlehrerinnen Frau Bruder, Frau Cieciórska und Frau Lindner für die Planung und Organisation des Museumsbesuches sowie dessen Vorbereitung im Unterricht.